Keine Datenbank, keine Internetseite
Der Vektor.Blog ist keine Datenbank und keine Internetseite
Der Vektor.Blog verweist hingegen auf vorhandene Datenbanken und Internetseiten, die sich mit der NS-Zeit an der Saar beschäftigen. Daher ist es nicht notwendig, weitere anzulegen. Vielmehr geht es darum, auf vorhandene Angebote hinzuweisen und diese sinnvoll miteinander zu verknüpfen, anstatt sie zu verdoppeln.
Das Livre Memorial als Häftlingsdatenbank des Lagers Neue Bremm
Die Mehrzahl der Häftlinge des von Juli 1943 bis November 1944 in Saarbrücken existierenden Lagers Neue Bremm kam über die Gefängnisse Romainville, Fresnes oder Cherche-Midi aus Frankreich. Für diese Frauen und Männer war das Lager Neue Bremm ein Durchgangslager auf dem Weg in die Konzentrationslager Buchenwald, Dachau, Mauthausen und Ravensbrück.

Titelansicht des Bandes 4 des Livre Memorial
Das von der Fondation pour la Mémoire de la Déportation (Stiftung zur Erinnerung an die Deportation) im Jahr 2004 herausgegebene, an der Universität Caen erstellte vierbändige, 6.000 Seiten zählende „Livre Memorial des déportés de France arrêtés par mesure de répression et dans certains cas par mesure de persécution 1940-1945“ (Gedenkbuch für die Deportierten, die Frankreich verließen und durch repressive Maßnahmen verhaftet wurden) ist auch im Internet abzurufen. Auf deren Internetseite sind insgesamt 86.827 Deportierte mit Namen und Vornamen als Opfer der Deportation abrufbar. Die Internetseite verzeichnet und informiert über die Deportationsorte. Insgesamt sind 363 Transporte verzeichnet. Datenbank enthält die Transportrouten, die Daten der einzelnen Deportierten (Name, Vorname, Geburtsdaten, Ort der Verhaftung/Deportation) und verweist auf vorhandene audio-visuelle Dokumente zu einzelnen Deportierten.
Für das Lager Neue Bremm sind 3.221 Datensätze vorhanden. Diese betreffen jedoch ausschließlich die aus Frankreich deportierten französischen Bürger:innen sowie in Frankreich verhaftete und von dort deportierte Angehörige anderer Nationen. Dazu zählten die in Frankreich verhafteten Spanier:innen, die nach der Niederlage im Spanischen Bürgerkrieg nach Frankreich geflohen waren. Viele von ihnen waren 1940 in die Französische Armee eingetreten oder hatten sich nach der Besetzung Frankreichs dem Widerstand angeschlossen.
Auskunft über im Lager Gurs internierten Saarländer:innen auf gurs.saarland
Auch die Datenbank Gurs.Saarland gibt Auskunft über im Gestapo-Lager Neue Bremm inhaftierte Saarländer:innen. Einige Männer und auch Frauen, die 1935 wegen ihrer NS-Gegnerschaft aus dem Saarland nach Frankreich geflohen waren, hatten sich 1936 den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg angeschlossen. Nach der Niederlage der republikanischen Armee sowie der Internationalen Brigaden flohen viele ihrer Angehörigen über die Pyrenäen nach Frankreich. Dort wurden sie in ab April 1939 im Südwesten Frankreichs errichteten Auffanglagern interniert. Zwar kam ein Großteil dieser Männer und Frauen wieder frei, jedoch wurden sie spätestens nach Kriegsbeginn im September 1939 und dem Westfeldzug 1940 wieder an diesen Orten interniert. Wiederum erfolgte für viele die Entlassung, jedoch stimmten einige der Internierten aus dem Saarland der Rückführung nach Deutschland zu. Das bedeutete, nach der Zwischenstation Neue Bremm in den späteren Jahren, meist Haft in einem Gefängnis oder Konzentrationslager. Daher gibt auch die Datenbank Gurs.Saarland aller im Lager Gurs internierten Saarländer:innen Auskunft über die Biographien der nach Frankreich geflohenen NS-Gegner:innen.
Nationale und Internationale Datenbanken und Archive
Weitere Dokumente über die einzelnen Internierten finden sich im Online-Archiv der Arolsen Archives Dazu kommen die Informationen zu den im Lager Neue Bremm für einige Wochen inhaftierten Männern und Frauen aus Frankreich in den Archiven der Gedenkstätten Dachau, Mauthausen, Buchenwald, Sachsenhausen, Flossenbürg, die auf der Forschungsplattform zu NS-Opfern, den Memorial Archives International zusammengefasst sind. In dieser Datenbank lassen sich Daten zu einzelnen KZ-Häftlingen abrufen sowie Transporte zwischen einzelnen Konzentrationslagern rekonstruieren.
Hilfe aus dem Nahbereich: Archive im Saarland

Reste des Lagers Neue Bremm 1945
Saarländer, die als Gegner des Nationalsozialismus nach der Angliederung des Saarlandes 1935 an Hitler-Deutschland vor Verfolgung und Verhaftung nach Frankreich geflohen waren, wurden nach ihrer Verhaftung in Frankreich in den Jahren 1943 und 1944 über französische Gefängnisse nach Deutschland gebracht. Auch für sie war das Lager Neue Bremm die erste Station auf deutschem Boden. Sofern sie nicht aufgrund mangelnder Arbeitskräfte in der Saarindustrie zur Arbeit verpflichtet wurden, wurden sie von einem Gericht zu Gefängnisstrafen verurteilt, oder sie wurden meist in das Konzentrationslager Dachau verbracht. Über den weiteren Haftweg nach ihrer Ankunft im Lager Neue Bremm entschied der Faktor „Pragmatismus“ über die Urteilung anhand des Faktors „Ideologie“.
Zu den in Frankreich verhafteten Saarländern gehörten auch Männer und wenige Frauen, die sich 1936 den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg angeschlossen hatten. Die meisten waren nach ihrer Flucht zurück nach Frankreich im Frühjahr 1939 in Auffanglager jenseits der spanischen Grenze interniert worden. Nicht wenige waren darunter, die, um dem Lager zu entkommen, in die Französische Armee oder die Fremdenlegion eintraten. Andere schlossen sich nach ihrer Entlassung aus den Auffanglagern nach 1940 in der damals noch unbesetzten Zone Frankreichs dem Widerstand an. Die aus dieser Gruppe verhafteten Männer kamen ebenfalls 1943 in das Lager Neue Bremm und von dort, etwa in das Strafgefängnis Kislau und vor allem in die Konzentrationslager Dachau und Mauthausen.
Auskunft über den Verlauf ihrer Verfolgung, Verhaftung und ihrem Werdegang geben die von dieser Gruppe eingereichten Anträge auf Wiedergutmachung und Entschädigung. Diese Akten hält das Saarländische Landesarchiv vor. Es verwahrt auch die Liste der Opfer der sogenannten „Euthanasie“ aus dem Saarland und sorgt für deren ständige Aktualisierung. Ebenso hält die Stadt Saarbrücken seit 2022 ein Online-Gedenkbuch an die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Jüdinnen und Juden aus dem Saarland vor. Das Stadtarchiv Saarbrücken hat auf der Internetseite der Stadt Saarbrücken zudem die Lebensläufe der im Nationalsozialismus verfolgten ehemaligen Saarbrücker Stadtverordneten digital verfügbar gemacht. Auch die Stadtarchive in Neunkirchen und Völklingen halten Bestände und Publikationen zur NS-Zeit, etwas zum Thema Zwangsarbeit vor.
Ein Blog und keine Internetseite: Die gibt es auch bereits!

Ansicht des Lagers Neue Bremm von der gegenüberliegenden Straßenseite um 1940
Informationen über das Lager Neue Bremm, wie lange es bestand, wer es betrieb, wer die Täter, wer die Opfer waren, wie der Alltag im Lager aussah, darüber gibt die Internetseite der Initiative Neue Bremm zur Gedenkstätte Gestapo-Lager Neue Bremm Auskunft. Sie informiert in Wort und Bild über die Geschichte der Gedenkstätte seit 1947 und deren Neugestaltung im Jahr 2004. Dieser Blog setzt andere Akzente im Hinblick auf das Gestapo-Lager Neue Bremm und die Geschichte der Gedenkstätte Gestapo-Lager Neue Bremm. Er befasst sich anhand von ausgewählten Beispielen mit den Haftgründen und den damit in Verbindung stehenden weiteren Haftorten und dem sich daraus ergebenden Blick auf die Hintergründe. Dabei weitet sich der Fokus dieses Blogs auch auf andere Haft- und Opfergruppen, die nicht direkt mit dem Gestapo-Lager in Verbindung standen, aber unter der NS-Gewaltherrschaft in Saarbrücken und dem Saarland zu leiden hatten.